Hanna Sjöberg
   

z.B. Bosch:
Zwangsarbeit für eine Rüstungsfabrik in Kleinmachnow
Angela Martin und Hanna Sjöberg

     

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Dokumentationszentrum NS-Zwangsarbeit Berlin-Schöneweide,

„z.B. Bosch. Zwangsarbeit für eine Rüstungsfabrik in Kleinmachnow“ ist die erste Ausstellung, die eigens für das 2006 eröffnete Dokumentationszentrum NS-Zwangsarbeit Berlin-Schöneweide konzipiert wurde. Das Dokumentationszentrum befindet sich auf dem Gelände eines ehemaligen Zwangsarbeiterlagers. Die nahezu komplett erhaltene Anlage liegt mitten in einem Wohngebiet der Gründerzeit. Eine der zwölf erhaltenen Unterkunftsbaracken wird heute als Ausstellungsraum genutzt. Dafür wurden die Zwischenwände der ehemaligen Stuben abgerissen, so dass ein Raum von knapp 400 m² entstanden ist.

Die Ausstellung wurde den räumlichen Gegebenheiten entsprechend konzipiert. Auf die einstige Nutzung des Gebäudes als Zwangsarbeiterunterkunft verweisen vor allem die Fenster und die niedrige Decke. Dies wurde durch die Beleuchtung, Leuchtstoffröhren und nackte Glühbirnen, ebenso betont wie durch bestimmte Sichtachsen, die den Blick auf die benachbarten Baracken lenkten.

Das Dreilindenwerk des Boschkonzerns wurde in einem waldgeschützten Gebiet am Rande der Prominentensiedlung Kleinmachnow bei Berlin errichtet; niemand vermutete hier Industrieanlagen. Der Bau der Fabrik wurde bereits 1933 beschlossen, 1935 begann die Produktion. Die Dreilinden Maschinenbau GmbH (DLMG) – so hieß der Betrieb seit 1936 – war von größter Bedeutung für die deutsche Luftwaffe. Gegen Kriegsende arbeiteten hier etwa 5 000 Menschen, mehr als die Hälfte von ihnen waren Kriegsgefangene, zivile Zwangsarbeiter und KZ-Häftlinge. Über die DLMG, ihren Zwangsarbeitereinsatz und ihr Konzentrationslager war bis vor wenigen Jahren kaum etwas bekannt.

Für die drei Erzählstränge der Ausstellung wurden die architektonischen Vorgaben der ehemaligen Zwangsarbeiterunterkunft genutzt. Die Planung und Entwicklung der DLMG wurde an den Außenseiten des einstigen Mittelgangs der Baracke dargestellt. Im Gang selbst haben wir die Erfahrungen der Zwangsarbeiter thematisiert. An den Fenster- und Giebelwänden hingen Zitate aus Gesprächen mit Überlebenden des KZ-Außenlagers Kleinmachnow. Diese Zitate bildeten eine Kollektiverzählung vom Leidensweg der Frauen und Mädchen, die während des Warschauer Aufstandes zunächst in das KZ Ravensbrück und dann nach Kleinmachnow verschleppt worden sind.

Lesepulte dienten der Vertiefung bestimmter Aspekte, wie dem Einsatz von Zwangsarbeitern aus deren Sicht. Andere Tische boten ergänzende Informationen, etwa über das KZ Ravensbrück oder den Warschauer Aufstand. Ein Hörstück mit Zeitzeugeninterviews vermittelte Einblicke in die brutalen Kämpfe während des Aufstands. An einer anderen Stelle waren die Erinnerungen einer Deutschen zu hören, die als Kind inmitten des Zwangsarbeitlagers der DLMG wohnte.