Hanna Sjöberg | ||||||
Europäische Odyssee | ||||||
Art Gallery Kaliningrad Königsberg, Oelsnitz im Erzgebirge, Potsdam, West-Berlin, Stockholm und Kaliningrad – das sind die Stationen der Odyssee von Dorothea Bjelfvenstam. Aus deren Privatarchiv hat die Berliner Künstlerin Hanna Sjöberg etwa 100 Amateurfotos für eine Rauminstallation in der Kaliningrader Kunsthalle zusammengestellt, zusammen mit Texten von Bjelfvenstam, die heute in Stockhom lebt. Im Königsberger Stadtteil Amalienau, wo Dorothea ihre Kindheit verbrachte, hat ihr Großvater einen Apfelbaum gepflanzt; er steht noch heute. 1944 wurde die damals Elfjährige in ein KLV-Lager im sächsischen Oelsnitz verschickt, später lebte sie dort bei einer Familie. Ihre Mutter, die erst kurz vor der Invasion der Roten Armee nach Pillau entkommen konnte, holte das Kind im Juli 1945 nach Potsdam. Dort ging Dorothea zur Schule, zwei Jahre lang lebte sie in West-Berlin, dann wanderte sie nach Stockholm aus, wo sie als literarische Übersetzerin und Lehrerin arbeitete. 2005 kam sie zum ersten Mal – zusammen mit Hanna Sjöberg – nach Kaliningrad. Sehr licht, skizzenhaft wirkt die Ausstellung über Dorotheas Wanderleben durch verschiedene Staaten rund um die Ostsee. Die Fotos sind wie in einem Labor an Leisten geheftet, die in einem leeren, weißen Raum hängen. Dazwischen Dorotheas Erinnerungen in kurzen, lakonischen Sätzen. Sie vermitteln präzise die Atmosphären und Mentalitäten in den unterschiedlichen Ländern und changieren zwischen Humor und Melancholie. An den Wänden Skizzen einer Wohnung von Dorothea, mit Filzstift auf Folien gezeichnet. Auch die Karte der Ostsee-Anrainerstaaten im Zentrum der Ausstellung wirkt wie hingeworfen. So entspricht diese Installation der Biografie von Dorothea Bjelfvenstam, die durch die Gewalt der „großen Geschichte“ und viele Zufälle geprägt wurde. Und doch wird hier keine Leidensgeschichte erzählt, sondern Fragmente aus einem Leben mit vielen Schwierigkeiten und vielen glücklichen Episoden. Angela Martin |
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