Hanna Sjöberg
    Spuren vergangenen Lebens
     

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Seelow. Klirren, Scherbenknirschen im Ohr. Der Raum wirkt riesig. In der Mitte ruht eine Tischplatte auf Stuhllehnen. Auf ihr großformatige, robuste Kopien kartographischer Elemente, die beweisen, dass es Küstrin einmal gegeben haben muss. Drumherum Leere. Stumme Akteure auf der Kulturhaus‑Bühne sind sepiagetönte Fotodokumente. Kinderstühle ohne Sitzfläche tragen die Tischplatte, auf der sie drapiert sind und über die Leere hinweg auf den ‚Kartentisch’ verweisen. Entlang der Wände fällt der Blick auf Fotos von Ruinenfeldern der zerstörten Altstadt. Spuren vergangenen Lebens, die in den letzten zehn Jahren von meterhohem Schutt und Wildwuchs freigelegt worden sind. Davor stehen auf Aluminiumbeinen zartgliedrige Sperrholzstühle. Sie drohen unter der Last der gedruckten Worte, die sie tragen, fast zusammenzubrechen: Worte von Zeitzeugen, Dichtern und Politikern, die die Fotografien aus ihrer geografischen Gebundenheit lösen. Zerbeult verrostete Kanne, Blechbus und Porzellanscherben in Vitrinen und auf Stelen sprechen ihre eigene Sprache.

Diese Sprache zu verstehen, bemüht sich die aus Schweden stammende Berliner Künstlerin Hanna Sjöberg seit über zehn Jahren. Ausgangspunkt sei dabei die Lektüre von Christian Graf von Krockows Reisen durch die Mark Brandenburg gewesen. Die Ruinenfelder von Küstrin wurden seit 1993 für die Schwedin ein besonderer Ort der Begegnung mit Deutschland und blieben bis heute für sie Ort der künstlerischen Auseinandersetzung mit Krieg und Verlust. Ergebnisse dieser Auseinandersetzung konnte Hanna Sjöberg bisher in Friedersdorf (1995), Bad Muskau (1996), Kaliningrad (1999), Berlin (2001) und Stockholm (2001‑2002) zeigen. Das Thema war immer dasselbe, die Umsetzung variiert, reagiert auf die Beschaffenheit der Ausstellungsräume und widerspiegelt immer neue Facetten. Nach zehn Jahren kehrt die Ausstellung nun zurück. In Neuhardenberg gibt es ab dem 20. März eine weitere Auseinandersetzung mit dem Thema, möglicherweise die letzte, meint Hanna Sjöberg. Sie sei daran interessiert, mit den Leuten ins Gespräch zu kommen, möglicherweise nach einer Führung.



 
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