Hanna Sjöberg | ||||||
Spuren vergangenen Lebens | ||||||
Seelow. Klirren, Scherbenknirschen im Ohr. Der Raum wirkt riesig. In der Mitte ruht eine Tischplatte auf Stuhllehnen. Auf ihr großformatige, robuste Kopien kartographischer Elemente, die beweisen, dass es Küstrin einmal gegeben haben muss. Drumherum Leere. Stumme Akteure auf der Kulturhaus‑Bühne sind sepiagetönte Fotodokumente. Kinderstühle ohne Sitzfläche tragen die Tischplatte, auf der sie drapiert sind und über die Leere hinweg auf den ‚Kartentisch’ verweisen. Entlang der Wände fällt der Blick auf Fotos von Ruinenfeldern der zerstörten Altstadt. Spuren vergangenen Lebens, die in den letzten zehn Jahren von meterhohem Schutt und Wildwuchs freigelegt worden sind. Davor stehen auf Aluminiumbeinen zartgliedrige Sperrholzstühle. Sie drohen unter der Last der gedruckten Worte, die sie tragen, fast zusammenzubrechen: Worte von Zeitzeugen, Dichtern und Politikern, die die Fotografien aus ihrer geografischen Gebundenheit lösen. Zerbeult verrostete Kanne, Blechbus und Porzellanscherben in Vitrinen und auf Stelen sprechen ihre eigene Sprache.
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