Hanna Sjöberg | ||||||
ANDERE MODELLE |
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„Andra modeller” (Andere Modelle) unternimmt den Versuch, das Potential und die Möglichkeiten der zeitgenössischen Kunst in den gegenwärtigen geschellschaftlichen Veränderungen zu untersuchen. Die beiden Künstlerinnen Maria Backman, Stockholm, und Hanna Sjöberg, Berlin, haben in Zusammenarbeit mit dem Kunstmuseum Eskilstuna seit 2001 ein Kunstprojekt durchgeführt, das die Veränderung vom Industrialismus zum Postindustrialismus thematisiert. Die Stadt Eskilstuna, 100 km westlich von Stockholm gelegen, befindet sich im Umbau: im Zentrum der Stadt wird ein großes ehemaliges Industriegelände, Munktellstaden, umgebaut und umgenutzt - parallel zu diesem Stadtplanungsprozeß verlief das Kunstprojekt. Den Schwerpunkt des Kunstprojektes bildet aber nicht die industrielle Erbe in Form von Überresten von Industriearchitektur, sondern die Veränderungen in Leben und Identität der Menschen in der Stadt in Zeiten, da die Industrie verschwindet und etwas Neues, womöglich noch unformuliert, entsteht. Mit geringen finanziellen Mitteln hat das Kunstprojekt an Alltagsorten in Eskilstuna zu intervenieren versucht. Mit drei kleinen künstlerischen Installationen, „Ortsbegehungen” im öffentlichen Stadtraum und einer Ausstellung im Museum wurde über Begriffe wie Identität, Zugehörigkeit und Demokratieprozesse reflektiert. Die Installationen sind als Einladungen zum Dialog, zum Beginn eines Gesprächs in der Stadt und mit der Stadt zu verstehen. Im Bürgerinformationsbüro des Rathauses fand die zweite „Ortsbegehung” statt, unter anderem in Form einer Intervention im Informationscomputer des Büros durch eine elektrische Uhr, die mit einem Bewegungsmelder gekoppelt war: sobald die Uhr betrachtet wurde, blieb sie stehen. Für die Installation in der riesigen kommunalen Sportarena, Munktellarenan, einem umfunktionierten ehemaligen Industriegebäude, wurden T-Shirts für eine Sportmannschaft entworfen. Die T-Shirts zeigten zusammengelegt den Stadtplan des Zentrums von Eskilstuna. Ein Videofilm mit den T-Shirts „in Aktion” wurde zwischen den Werbespots im Café gezeigt. Eine andere Installation von in Umkleideräumen zurückgebliebener Sportbekleidung und Handtüchern wurde in einem 30 Meter langen Gang nach Farbtönen arrangiert und aufgehängt. Zur Einstimmung auf die Ausstellung im Kunstmuseum diente ein visueller Dialog, ein Gespräch mit und durch Bilder, „Minnesbild” (Erinnerungsbild) genannt. Einige ältere Bewohner waren gebeten worden, mit einem Bogen mit einfach formulierten Fragen (die Fragen waren als Leitfäden für die Erinnerungen zu verstehen) und einer Einwegkamera in der Stadt herumzulaufen und als Antworten auf die Fragen Fotos zu knipsen. Mit der Ausstellung im Kunstmuseum sollte versucht werden, einen Raum zu schaffen, der offen für Gespräche über die Veränderungen in Stadtbild und Identität der Bewohner sein und Anregungen für eigene Zukunftsvorstellungen und Vorschläge geben sollte. Mitten im Ausstellungsraum wurde ein Arbeitstisch aufgestellt, wo sich jeder hinsetzen konnte, um Notizen oder Skizzen zu machen, und die Vorschläge, die die Künstlerinnen an die Wand gepinnt hatten, zu ergänzen. Um den Alltag und die Alltagsgeschichte noch weiter zu betonen, hatten die Künstlerinnen ein ganz normales Mietshaus aus den dreißiger Jahren, das vom Fenster aus zu sehen war, nachgemalt und als ein acht Meter langes Wandbild in die Ausstellung „hereingeholt”. Als zweite Phase ist ein internationales interdisziplinäres Seminar zum Thema Stadtumbau-Identitätsumbau geplant. Phase drei besteht in einer künstlerischen Intervention in der Stadt Eskilstuna mit eingeladenen internationalen Künstlerinnen und Künstlern.
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